„Vater der Grundrechte“ kommt aus der Region

Am 12. März 2024 fand im Steinhaus ein Vortrag  zu  Adolph Schoder (1817-1852).

Der Geschichtsverein Besigheim hatte alle Interessierten zu seiner Veranstaltung mit PD Dr. Kitzing eingeladen. Dieser berichtete über Adolf Schoder, den Vertreter der Bezirke Besigheim, Bietigheim und Brackenheim in der Nationalversammlung in Frankfurt. Württemberg hatte ein demokratisches Wahlrecht, weshalb die wahlberechtigten Männer in einer direkten Wahl aus jedem der 28 Amtsgebiet einen Abgeordneten wählen durften. 1848 wurde Schoder in die Paulskirche gewählt.

Schoder wurde 1817 in Stuttgart geboren, verbrachte die Schulzeit in Ludwigsburg und das Studium der Rechtswissenschaften in Tübingen.

Ab 1838 war er im Staatsdienst. Schoder, der sowohl im Landtag als auch in der Nationalversammlung demokratischer Abgeordneter war, konnte weniger als Volksredner, aber umso mehr mit seinen parlamentarischen Reden die Zuhörer mitreißen. Dadurch wurde der zunächst unbekannte Abgeordnete schnell bekannt.

So berichtete Dr. Kitzing, dass er unter anderem die vielen niedergeschriebenen Reden des Abgeordneten Schoders als wertvolle Quelle vorliegen hatte.

Schoder gilt als der Vater der Grundrechte die in der Paulskirche beschlossen wurden.  Die Schwäche der Nationalversammlung bestand allerdings darin, dass beschlossen aber nicht durchgesetzt werden konnte. Dies führte in der Folgezeit immer wieder zur Annahme dann zur Ablehnung und dann wieder zu revolutionären Aufständen um den Kampf für eine Verfassung. Sogar nach Stuttgart war  die geschrumpfte Nationalversammlung umgezogen und es gab Pläne für ein Reichsheer dass in Württemberg aufgestellt werden sollte. Die Uneinigkeit zwischen den Deutschen Staaten führte zu Unruhen in der Bevölkerung und einem Wechsel zwischen Ablehnung und Anerkennung der Grundrechte. Als Schoder 1852  starb, waren die Grundrechte vom württembergischen Landtag 1850 abgeschafft worden. Erst 1858/59 gab es den erwünschten Erfolg.     Text:  M. Rüeck

Unterwegs mit Marie Antoinette

Bei den öffentlichen Veranstaltungen des Geschichtsvereins Besigheims steht jedes Jahr im Dezember eine Frau im Mittelpunkt, so auch am 5. Dezember 2023.

Wer kennt sie nicht  – Marie Antoinette – geboren als Erbherzogin und Tochter von Kaiserin Maria Theresia von Österreich und 1794 hingerichtet durch die Guillotine.  War sie die Verschwenderin in Versailles oder Opfer der Französischen Revolution?

Eine Tochter – aufgezogen in der Gewissheit, dass sie dem politischen Vorteil wegen verheiratet wird, verlässt im Alter von 14 Jahren das Elternhaus und wird an einem der wichtigsten Höfe Europas in fremder Umgebung zur wichtigsten Frau. Intrigen, Manipulation und falsche Freunde gehörten zu ihrem Alltag voller Prunk genauso wie ein Ehemann, der emotional sehr zurückhaltend war. Für ihr Leben war die lang ersehnte Geburt des Thronfolgers eine Erleichterung.

Der 1. Vorsitzende Michael Aumüller konnte Prof. Dr. Joachim Brüser begrüßen. Diesem gelang es  mit einem weniger bekannten Aspekt das Publikum in seinen Bann zu ziehen.

Im Frühjahr 1770 fand die Brautfahrt von Wien nach Paris statt. In Wien hatte zuvor die Stellvertreterhochzeit stattgefunden und nur deswegen durfte eine Frau alleine – aber mit großem Gefolge – zur Hochzeit zum eigentlichen Bräutigam, dem 15-jährigen Thronfolger von Frankreich und späteren Ludwig XVI.  und seinem Vater, dem König Ludwig XV. von Frankreich nach Versailles reisen.

Die Stationen der Reise waren ein Erlebnis.  In 26 Tagen, angefüllt mit Empfängen und Bällen, davon 22 Reisetage legten 240 Personen in 57 Kutsche ca. 1500 km von Wien nach Versailles zurück.

 Der gesamte Streckenverlauf wurde akribisch geplant, die „politisch korrekten“ Gastgeber mussten heraus gesucht und die riesigen Mengen an Lebensmitteln und Übernachtungsstätten und frischen Pferden vorbestellt werden. Überall waren Finanzbeamte zur sofortigen Bezahlung dabei. Der Zug wurde überall jubelnd begrüßt. Jede Stadt veranstaltete riesige Feste mit Theater, Musik, Triumphbögen und gewagtem Feuerwerk oder Illumination, die sie stark verschuldeten und das gegen den ausdrücklichen Wunsch aus Wien.    Text und Fotos: Margarete Rüeck

   

Linkes Fotos: Zahlreiche Zuhörer;  rechtes Foto: 1. Vorsitzender M. Aumüller (li) und Prof. J. Brüser (re)

400-jähriges Jubiläum des Glaubensbekenntnisses Johannes Keplers (1623)
.
In Zusammenarbeit von Geschichtsverein Besigheim und Evangelischen Kirche fand zu diesem Ereignis am 5. Oktober 2023 ein Vortrag von Pfarrer Lorenz Kohl im gut besuchten Paul -Gerhardt- Haus statt.
Pfarrer Lorenz Kohl, der die Pfarrstelle in Ehingen Nord im Evangelischen Kirchenbezirk Blaubeuren versieht, sprach über den Theologen, Mathematiker, Astrologen, den genialen Wissenschaftler Johannes Kepler und seine Zeit .
Johannes Kepler, der hochgebildet war, der die Gesetzmäßigkeiten der Planetenbewegungen um die Sonne erkannte; der das Rechnen mit Logarithmen einführte und für Wallenstein Horoskope erstellte, lebte in einer Zeit der Religionskriege. Der 30jährige Krieg war so schlimm für die Menschheit, dass sie sich erst nach 100 Jahren davon erholte.
Kepler konnte jedoch allen Konfessionen etwas abgewinnen. Er war Christ im Herzen. “Gott lob, dass Christus der Herr , weder Lutherisch, noch Calvinisch, noch Papistisch gewest“ Er war ein logisch denkender Wissenschaftler, der erkannte dass Theologie und Naturwissenschaften Hand in Hand gehen sollen, mit Toleranz und Nächstenliebe.
Die Grundlagen seines Glaubensbekenntnisses, das er als Buch in Straßburg drucken lies, entwickelte er aus dem christlichen Glauben, der heiligen Schrift und der Kirchenväter. Er war ein Mensch des Friedens. Es war ein toller Vortrag der genau in unsere Zeit passt.                 Bericht: Ilona Müller, 2. Vorsitzender des GVB
Bilder der Veranstaltung

Sommerfest am 8. Juli 2023

Vom Treffpunkt „Auf der Burg“ aus erfolgt eine eineinhalbstündige Führung mit Frank Merkle über die Kelten auf den Höhen von Besigheim und Walheim. Die Führung endete mit einer Weinverkostung.

Ausgehend von seiner Veröffentlichung in den „Ludwigsburger Geschichtsblättern Band 76“ nahm der Historiker Frank Merkle die Teilnehmer beim Sommerfest des Geschichtsvereins mit auf einen Spaziergang zu den Überresten der Kelten, die noch in den Weinbergen und im angrenzenden Wäldchen von Walheim zu sehen sind.

Ohne sein Wissen wäre man an diesen 2000 Jahren alten Objekten vorüber gegangen. Den Baumaßnahmen der Bahnstrecke Stuttgart nach Heilbronn ist es überhaupt zu verdanken dass das  keltische Zentrum der damaligen Zeit entdeckt wurde.

Als 1995/96 in Walheim das hoch gelegene Wohngebiet  „Auf der Burg“ erschlossen wurde, kamen auch dort keltischen Funde zu Tage.

Die Funde in dieser Höhensiedlung lassen auf Handel und Ackerbau schließen und Frank Merkle schätzt, dass  „in einem Umkreis von 1,5 km vom  7. Jahrhundert vor Christus bis  ins 2. Jahrhundert nach Christus“ ca. 800 Menschen hier ihren Lebensmittelpunkt hatten.

Merkle vermutet, „dass sich oben auf der Burg die Lagerräume befanden“ (Funde von Salzkristallen, Eisen, Wein, Glasperlen, Lein) so dass hierzu eine mittlerweile versiegte Quelle ausreichend war. Die Siedlung könnte im gut mit Wasser versorgten angrenzendem Waldgebiet gelegen sein.

Für die Kelten war wahrscheinlich die Mündung der Enz in den Neckar wichtig. So konnte gut Handel getrieben werden. Die Handelswege wurden vermutlich vom Fürsten auf dem Hohenasperg kontrolliert. Dessen Lage war zwar prestigeträchtig aber alles musste hin transportiert werden. Vermutlich hat die Aufgabe  des Fürstensitzes  im 4. Jahrhundert v. Chr. dazu geführt, dass sich viele Kelten in Walheim nieder gelassen haben und dessen Blütezeit begründete. Der Wein den die Kelten tranken kam noch durch Handel aus Südfrankreich. Erst 300 Jahre nach den Kelten kamen dann die Römer in unsere Region.

Im Anschluss berichtete  Eberhard Klein, Winzer aus Walheim, bei einer Weinverkostung inmitten der Weinberge, wie er seine Weinberge und den Weinausbau nach biologischen Richtlinien durchführt.                      Text und Foto: Margarete Rüeck

Studienreise „Die Fugger in Schwaben“ vom 18. bis 21. Mai 2023

Nach einem gut besuchten öffentlichen Vortrag über die Fugger unternahmen Interessierte eine mehrtägige Studienreise zu deren bedeutsamen Städten der Fugger.

Die letzte Fuggergräfin verließ Weißenhorn im 19. Jahrhundert. Diese Stadt gehörte den Fuggern tatsächlich 350 Jahre lang und darf sich deswegen die „Einzig wahre Fuggerstadt“ nennen. Das Weißenhorner Barchent – ein feines Mischgewebe, das noch heute in vielen Haushalten zu finden ist – war der Grundstock, aus dem der Wohlstand der Fugger und der Region entsprang. Den Fuggern gelang es im Laufe der Jahrhunderte ihren Reichtum in Immobilien anzulegen und dadurch einen Adelstitel zu erhalten. Erst 1854 wurden die letzten Immobilien an die Stadt zurück verkauft.

Anders die reiche und stolze Bürgerschaft in Landsberg. Sie wehrte sich gegen die reichen Fugger. Deren Neffen und Nachkommen konnten hier nur Pflegschaften erhalten. Ländereien konnten sie nur im Umland kaufen. Den hierher angesiedelten Jesuiten mit den Knabenschulen setzte die Bürgerschaft eine Mädchenschule entgegen. Auch die Mädchen sollten das gleiche wie die Jungen lernen dürfen.

Eine protestantische Stadt in Bayern – kaum Schäden im 30-jährigen Krieg. Memmingen, der „Stadt der Freiheitsrechte“ gelang dies. Ein großer Fuggerbau und guten Badstuben ließen Wallenstein hier Quartier nehmen. Er besah sich den Kriegsverlauf um sich herum und ließ sogar protestantische Gottesdienste zu. Noch bis ins 19. Jahrhundert gab es hier eine Simultankirche.
Augsburg – vom Stiefsohn des großen römischen Kaisers Augustus gegründet – ist heute das Zentrum von bayrisch Schwaben. Sie ist eine der ältesten deutschen Städte und gilt als „Deutsche Mozartstadt“. Im 16. Jahrhundert lebten hier die reichsten Menschen Europas. Der Goldene Saal im Rathaus mit 14 Meter Höhe zeigt eindrucksvoll den Prunk in der „Stadt der Renaissance“. Weit mehr als die Augsburger Puppenkiste oder die Fuggerei steht heute das Weltkulturerbe „Augsburger-Wassermanagement-System“ im Mittelpunkt touristischen Interesses.
Außerdem wurden Mindelheim mit seiner nur kurzen Fuggerherrschaft, Babenhausen mit dem größten Schloss der Fugger, das Kloster Wiblingen, das beinahe 200 Jahre bis 1701 als Pfand in den Händen der Fugger war, besichtigt.    Bericht: Margarete Rüeck

Frühjahrsempfang am 23. April 2023

Zum Frühjahrsempfang war der schwäbische Mundartdichter Rolf Gerlach eingeladen und erfreute mit seinen Gedichten auf Schwäbisch die zahlreich gekommenen Mitglieder des Geschichtsvereins. Umrahmt war die Veranstaltung im Steinhaus von Christof Spann am Klavier. Das schöne Frühlingswetter erlaubte zum Abschluss noch ein gemütliches Beisammensein auf der Terrasse des Steinhauses.


Mitgliederversammlung

am 31. März 2023 fand die jährliche Hauptversammlung statt. Turnusmäßig standen dabei die Wahl vom ersten und zweiten Vorsitzenden, sowie die des Schatzmeisters an.
Nachdem die seitherigen Vorstände Hans-Jürgen Groß (1. Vorsitzender) und Margarete Rüeck (2. Vorsitzende) nach Jahren in diesem Ehrenamt nicht mehr zur Wiederwahl bereit standen, war die Wahl von Nachfolgern nötig. Gewählt wurde zum 1. Vorsitzenden Michael Aumüller und zur 2. Vorsitzenden Ilona Müller. Der seitherige Schatzmeister Erwin Ruff wurde wieder gewählt. Auch der Beirat wurde wieder bestätigt.

Der neue Vorsitzende des GVB Michael Aumüller (Mitte).

Vortrag  „Die Fugger – nicht nur ein schwäbisches Wirtschaftsimperium“.

Am  28. Februar 2023 fand im Steinhaus ein Vortrag statt, der zu den Veranstaltungen dieses Jahres einstimmen konnte.

Die Fugger waren und sind ein schwäbisches Geschlecht aus Augsburg. Am Ende des 14. Jh. schaffen sie den Sprung vom städtischen Tuchmacher hin zum europäischen Kaufmann. In den nächsten 2 Jahrhunderten sind sie aus dem europäischen Handel wie auch aus der europäischen Politik nicht mehr wegzudenken. Sie finanzierten den Adel sowie auch den Kaiser und zahlreiche europäische Königshäuser und erhielten dafür weitreichende Rechte im Handelswesen und im Bergbau. Sie regelten die Bankgeschäfte des Klerus. Wer weiß, wie sich die deutsche und somit die europäische Geschichte ohne den Kaisermacher Jakob Fugger entwickelt hätte. Der Tübinger Historiker Matthias Hofmannhat in seinem Vortrag über die Geschichte des außergewöhnlichen Handels- und Bankhauses, sowie deren damalige Beziehungen zu Politik referieren und vielleicht ergibt sich daraus der eine oder andere Anknüpfungspunkt zu unserer heutigen wirtschaftlichen Situation.

Letzte Veranstaltung des Jahres 2022

Am 6. Dezember fand der Vortrag, aus der Reihe „Bedeutende Frauen“ mit dem Titel „Die Tochter des Papstes – Margarethe von Savoyen“ statt. Der Historiker und Leiter des Staatsarchivs Prof. Dr. Peter Rückert zeichnete in seinem Vortrag den weitgespannten Lebensweg einer „europäischen“ Fürstin auf, die durch ihre Ehe mit Graf Ulrich V. von Württemberg auch etwas vom Glanz der großen europäischen Höfe in Deutschlands Südwesten brachte. Darüber hinaus war sie es, die mit ihrem Wittum aus ihrer Zeit als Pfalzgräfin, mit die Besitzungen Löwenstein, Neuenstadt und Möckmühl, Württemberg nach Norden hin wachsen ließ. Aufgewachsen in Turin, durch Heirat Titularkönigin von Sizilien, später Pfalzgräfin und zuletzt württembergische Gräfin. Ihre Persönlichkeit und ihre dynastischen wie kulturellen Verbindungen, standen im Mittelpunkt des Vortrages. Auch ihrem starken Bezug zur Literatur und zur Musik an den Höfen in Heidelberg und Stuttgart ist Prof. Dr. Peter Rückert nachgegangen.

Am 19. Oktober 2022 fand ein Stammtisch mit dem Thema  „Der Besigheimer Wein und  seine königlichen Hoheiten“  statt.

Lilo Bächler, Ehrenmitglied des Geschichtsvereins Besigheim berichtete vom Besigheimer Wein und seinen königlichen Hoheiten. Vom Ursprung des Besigheimer Winzerfestes und vom Glanz und Gloria der Weinprinzessinnen.
Aus der Not geboren wurde das erste Besigheimer Winzerfest. Nach einer schlechten Weinernte war dem Wein Zucker zugesetzt worden. Dadurch war das Ansehen des Besigheimer Weines und der Genossenschaft an einem Tiefpunkt angelangt. Zur Ehrenrettung sollte das neu gegründete Winzerfest beitragen.
Innerhalb von drei Monaten wurde ein Riesenfest mit Festzug und Musikkapelle organisiert. Es herrschte in der ganzen Stadt eine gute Stimmung und die Häuser waren festlich geschmückt. Die Weinpreise lagen zwischen 60 Pfennig und 1 Mark und ein Sonderzug brachte 14 Bewerberinnen für das Amt der Besigheimer Weinkönigin in den Ort.
Das Plakat zum 1. Winzerfest 1950 wurde von Richard Duschek entworfen und für 80 DM an die Stadt verkauft und bis 2015 verwendet. Im Lauf der Jahre kamen zu den populären Veranstaltungen im Festzelt Heino, Cindy und Bert, Ireen Sheer und andere zur damaligen Zeit populäre Musiker.
Mit vielfältigem Bildmaterial konnten die Veranstaltungsteilnehmer die originellen Weinetiketten vergangener Jahre und solche von nicht mehr verkauften Sorten sehen. Der Besigheimer Schwabenjörgle, das Römerblut oder die Besigheimer Eichquelle waren vielen nicht mehr bekannt.
Als wichtigste Tradition hat sich allerdings bis heute die Besigheimer Schultesgruppe – bestehend aus Bürgermeister, Büttel und Nachtwächter – mit der Besigheimer Weinprinzessin gehalten.
Mit Charme, Esprit und Gesang repräsentieren sie unsere Stadt bei vielen Auftritten. Umso größer war die Freude, als sie bei der Veranstaltung als Gast vorbei kamen. Nach einem musikalischen Ständchen wurden beim Betrachten der zahlreichen Dias und Fotos der Weinprinzessinnen, die seit 1950 bei öffentlichen Auftritten mit Repräsentanten aus Stadt und Land gemacht wurden, Erinnerungen geweckt und Anekdoten ausgetauscht.


Linkes Bild: GVB-Ehrenmitglied Lieselotte Bächler mit Schultesgruppe und Weinprinzessin
Rechtes Bild: Entwurf ein für Flaschenetikett von Richard Duschek 1884-1959

2000 Jahre deutsche Geschichte in 4 Tagen –  Studienreise 2022 zu alten deutsche Kaiserstädten.

Bedeutende Städte entwickeln sich oft an großen Flüssen, die sich weit in benachbarte Länder erstrecken. Wasser lockt bei der Ansiedelung und ermöglicht den Nahrungserwerb. In kriegerischen Zeiten bietet er Schutz  und einen strategischen Vorteil beim Kampf.  Mit dem Rhein und dem Main war außerdem der Handel überregional gesichert und noch mehr Bevölkerung aus unterschiedlichen Regionen wurde angelockt. Deswegen wurden Mainz, Frankfurt und Worms besucht.

Für Handel, Transport und Krieg sind in Mainz im Museum für Antike Schifffahrt die verschiedenen Schiffstypen bereits aus der Römerzeit ausgestellt.

Auch die deutschen Kaiser und Bischöfe ließen sich hier nieder. Es gab prachtvolle Gebäude und Ruinen zu sehen.

Der GVB konnte den prächtigen Mainzer Dom, die farbigen Chagall-Fenster in St. Stephan, den bischöflichen Sitz in Eltville und Kloster Eberbach besuchen.

Die Ruinen der Kaiserpfalz in Ingelheim zeigen, wie Historie in einem lebendigen Ort integriert werden kann. Im Gutenberg Museum in Mainz wurden ehrfürchtig zwei Gutenberg-Bibeln aus der  Mitte des 15. Jahrhunderts betrachtet. Das Doppelheiligtum von Isis und Mater Magna mit seinen fantastischen Ausgrabungen ist nicht leicht zu finden, ermöglicht aber ein Eintauchen in den Mysterienkult der Römer zur Zeit Neros. Frankfurt zeigt wie historische Altstadt und Gegenwart zusammengebracht werden können. In der Paulskirche spürt man, dass dies  hier  historischer Boden für die deutsche Demokratie ist.

In Worms lebt die Erinnerung an die einzige Papstwahl auf deutschem Boden, an Martin Luther, der hier vor dem Kaiser und dem päpstlichen Gesandten zu seinen Thesen gestanden hat  und an die Nibelungenfestspiele.                                                                                  Bericht: Margarete Rüeck


Bild: Vor dem Portal von St. Stephan in Mainz.

Frühlingsempfang

Am 3. April 2022 fand als Ersatz für den wegen der Pandemie ausgefallenen Neujahrs- empfang ein Frühlingsempfang statt, auch wenn sich das Wetter nicht an die Vorgabe Frühling gehalten hat. Der 1. Vorsitzende Hans-Jürgen Groß begrüßte die gekommenen Mitglieder und gab einen kurzen Rückblick auf das letzte und einen Ausblick auf das laufende Vereinsjahr. Nach einem Grußwort von Herrn Bürgermeister Bühler wurde ein heiteres Theaterstück „Die Erfindung des Winzerfestes“ von Rüdiger Erk und Frank Merkle aufgeführt. Danach konnten sich dann die Mitglieder in ungezwungener Runde bei einer kleinen Stärkung und einem Glas Wein oder Sekt austauschen.

 

Bild: Die Schauspieler erhalten vom 1. Vorsitzenden ein Weinpräsent.

.

15. Februar 2022 – Vortrag  „500 Jahre Besigheimer Hochaltar“

Ein erster Vortrag im noch jungen Jahr  fand in der Stadtkirche Besigheim in Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde statt. Den Vortrag „500 Jahre Besigheimer Hochaltar“ hielt  Dr. Frauenknecht, Dozent für Geschichte an der UNI Stuttgart. Sein Thema an diesem Abend: „Zeitgeschichtliche Einordnung zwischen  Baden, Habsburg und Württemberg – Besigheim um 1520“. Der Vortrag offenbarte die wechselhafte Geschichte Besigheims und setzte diese in Relation zum Hochaltar.

7. September 2021 – Sommerferienaktion für Kinder

„Spannende Geschichten an vergessenen Orten“ war das Thema in diesem Jahr. Hans-Jürgen Groß führte die Kinder in den Glockenturm der Kirche und in den Ochsengraben. Was haben ein Graben, eine Kirche und ein Turm gemeinsam? Dieser Frage wurde nachgegangen und die Kinder lernten und erfuhren viele Neuigkeiten zu Gebäuden und Mauern aus Besigheims Geschichte. Abschließend wurde noch auf dem alten Friedhof die Stele des Zuckerbäckers Elsäßer  angeschaut. Zuletzt gab es für die Kinder eine Schneckennudel und einen Apfelsaft. 


Bild: Die Kinder zeigen ihre Schneckennudeln.

26. August 2021 – Besigheimer Geschichtsblätter – Heft 36 – Vortrag

Im Rahmen eines Vortrags von Mitglied Frank Merkle über „Das römische Ottmarsheim und seine Einbettung in die römische Infrastruktur im Umfeld Walheims zwischen Benningen, Böckingen, Güglingen und Großbottwar“ wurden auch die „Besigheimer Geschichtsblätter Nr. 36“  vorgestellt. Die Arbeit, bei der der Historiker Frank Merkle federführend war und durch Beiträge von Rainer Boldt unterstützt wurde, schließt eine Lücke über das römische Leben in unserem Raum.

Zu dem Vortrag in der Ottmarsheimer Bürgerhalle waren rund 130 Zuhörer gekommen. Die Schrift erschien anlässlich der vor 50 Jahren erfolgten Eingemeindung Ottmarsheim nach Besigheim. Bürgermeister Bühler dankte dem Geschichtsverein mit seinen engagierten Mitgliedern für den gelungenen Jubiläumsauftakt.


Bild: Die beiden Autoren, Rainer Boldt und Frank Merkle.

Besigheimer Geschichtsblätter – Heft 35 – Das Besigheimer Rathaus 1459-2019

Der Vorsitzende des Geschichtsvereins Besigheim Hans-Jürgen Groß überreichte am 16. Dezember Bürgermeister Steffen Bühler die neueste Ausgabe der Besigheimer Geschichtsblätter, in der Dieter Schedy über die 560-jährige Geschichte des als Markthalle erbauten Fachwerkgebäudes berichtet. Im November 1459 gab Markgraf Karl I. dem Bauantrag statt: „Die Stadt Besickheim mögen bauen ein Kaufhaus auf Wunsch der Besigheimer ganz aus freien Stücken in erster Linie ein Kaufhaus, das vorne am Markt anstoße und hinten auf der Enzmauern aufliege.“ 

Das Heft ist beim Geschichtsverein und bald auch in den Besigheimer Buchhandlungen erhältlich.

Vortrag zur Geschichte über den Mord am Bönnigheimer Bürgermeister und dem Besigheimer Ermittler.

Am 18. Februar 2019 fand im Steinhaus ein Vortrag von Ann Marie Ackermann zu der historischen Begebenheit statt. Hinterlegt mit projizierten Bildern von alten Dokumenten beschrieb die Vortragende die von ihr zusammengetragenen und recherchierten Fakten in interessanter und spannender Weise. Diese hat sie auch in einem Buch veröffentlicht, das es inzwischen auch in deutscher Übersetzung gibt:

Ein Mann aus Stetten a.H. erschießt im Jahr 1835 Johann Heinrich Rieber, den Bürgermeister von Bönnigheim. Er flieht in die USA, um an der Seite Robert E. Lees, des später berühmten Bürgerkriegs-Generals des Südens, zu kämpfen und stirbt dabei an einer Kanonenkugel. 37 Jahre später erreicht die Gemeinde ein Brief eines anderen ausgewanderten Bönnigheimers, der den entscheidenden Hinweis gibt zum noch nicht aufgeklärten Mord.

Bild: Ann Marie Ackermann beim Geschichtsverein Besigheim

Neujahrsempfang

Am 19. Januar 2020  fand der traditionelle Neujahrsempfang im Besigheimer Steinhaus statt. Der erste Vorsitzende Hans-Jürgen Groß begrüßte die ca. 100 gekommenen Gäste. In seinem Rückblick auf 2019 nannte er nochmals die Veranstaltung zum 40-jährigen Jubiläum des Vereins als eine sehr gelungene Veranstaltung im Vereinsprogramm. In seinem Ausblick auf das aktuelle Jahr konnte er auf viele anstehende Veranstaltungen hinweisen.

Musikalisch ging es dann mit dem „DUO PALAZZO“ weiter. Dabei wurden Melodien der Zwanziger- und Dreißigerjahre präsentiert. Am Flügel saß Uwe Kohls, der auch dazu sang und Jonathan Beisiegel blies virtuos auf der Trompete. Als literarische Überleitung der Musikstücke zitierte Uwe Kohls Wilhelm Busch, Heinz Ehrhard, Kurt Tucholsky und andere. Seiner Aufforderung mitzusingen kamen die Gäste begeistert nach.

Zum Abschluss der Veranstaltung gab es noch Häppchen, Sekt, Wein und O-Saft zum Anstoßen aufs neue Jahr. Ein Lob gilt wieder dem  Organisationsteam, das diese Veranstaltung möglich machte.

Bild: „DUO PALAZZO“

Zur Übergabe des Bildes von Alfred Kollmar veröffentlichte die Stadt Besigheim folgende Meldung:

Stadt Besigheim, 8. August 2019
Herzlichen Dank unserem Geschichtsverein Besigheim,
der unserer Stadt für das Archiv ein Bild geschenkt hat von Alfred Kollmar.
Alfred Kollmar wurde 1886 in Besigheim geboren und gehörte lange Zeit zum Kern einer kleinen Gruppe von Worpsweder Expressionisten.
Er starb 1937 in Worpswede, blieb seiner Geburtsstadt Besigheim aber bis zu seinem Tod verbunden.
Das Bild, das der Geschichtsverein unserem Archiv überlassen hat, trägt den Titel „Frau mit Maske“. /Bü

Vortrag – Die Geschichte des Christentums in der Antike

Er hat schon Tradition, der Vortragsabend, den alljährlich der Geschichtsverein Besigheim und die Evangelische Kirchengemeinde zu kirchlichen Themen mit geschichtlichem Bezug gemeinsam veranstalten.

Das diesjährige Thema am 27. Oktober 2019 war „Die Geschichte des Christentums in der Antike“. Als Referent konnte hierzu der Walheimer Historiker Frank Merkle gewonnen werden. Dass es sich hierbei um ein hoch interessantes Thema handelt, zeigte sich dann am Sonntagabend an der Besucherzahl. Dekan Feucht und der Vorsitzende des Geschichtsvereines Besigheim, Hans-Jürgen Groß, durften zahlreiche Zuhörer im Paul Gerhard Haus begrüßen.

Zum einen befasste sich der Referent mit der Durchsetzung des Christentums im Römischen Reich. Als Hauptgründe dafür, nannte er neben dem Versprechen auf ein Leben nach dem Tod die zweifellos äußerst charismatische Erscheinung Jesu und dessen Predigtinhalte. Besonders hervorgehoben wurde daneben das soziale Engagement der Diakone, da es von staatlicher Seite kaum Sozialleistungen gab. Außerdem ging Herr Merkle auf die intensive Missionstätigkeit ein, die durch die geordneten Verhältnisse im Mittelmeerraum begünstigt wurden.

Auch auf den geistigen Nährboden der Religion ging der Referent ein. Eher griechisch anmutende Vorstellungen innerhalb des Christentums, wie eine Rückkehr aus der Totenwelt (Orpheus) oder das Erdenleben eines Gottessohnes (Herakles) führte der Referent auf die Beeinflussung von Juden in der Diaspora, wie Philon v. Alexandria, durch griechische Vorstellungen zurück. Die Heidenmission sei hierdurch freilich begünstigt worden, während dies für orthodoxe Juden ein Hemmnis darstellte, lautete seine weitere These.

Auseinandersetzungen zwischen Christen und Heiden und die daraus resultierenden Christenverfolgungen, prägten vor allem das 3. „Krisenjahrhundert“ im röm. Reich. Die zentrale Streitfrage sei hierbei gewesen, ob sich die alten Götter von Rom abgewannt hätten, weil es so viele Christen gab, oder ob das Umgekehrte der Fall war.

Über die Richtungskämpfe innerhalb der Kirche referierte Herr Merkle am Ende seines Vortrags. Bereits während der Zeit der Durchsetzung des Christentums als zweite Staatsreligion unter Kaiser Konstantin (313) sowie des Verbots jeglichen heidnischen Götterkultes durch Theodosius (391) kam es zu Auseinandersetzungen, die sich vor allem auf die Frage nach der Natur Christi konzentrierten. In den Konzilien, auf welche er im Einzelnen einging, habe man versucht, diese zu beenden, wobei er auch Abspaltungen wie die der Kopten thematisierte. Außerdem wurde von ihm darauf hingewiesen, dass es zu Gewaltanwendungen gegenüber Heiden kam, wobei er die Ermordung der Philosophin Hypatia hervorhob. Dass das solche Verbrechen aber bereits zur damaligen Zeit auch von Christen kritisiert wurde, erwähnte er ebenso.

Dass eine tendenziell wissenschaftsfeindliche Ausrichtung des frühen Christentums neben anderer Faktoren mit zum Kulturverfall zum Mittelalter hin beigetragen hat, wurde abschließend mit einigen Beispielen belegt. Damit endete ein sehr interessanter Vortragsabend, den die Zuhörer mit langem Beifall bestätigten.    J.G.

  

Exkursion –  Leonberg am 21. September 2019

Auf der kurzen Fahrt war die Vorfreude groß, was man wohl noch Neues erfahren würde. Sogar ein gebürtiger Leonberger war dabei als Gerd Jenner die Besigheimer durch die Stadt führte. Vom Herrscherbrunnen ausgehend, an dem die „Erbhuldigungen“ vom amtierenden Landesherren oder seinem Vogt abgenommen wurden, wurde bei der Stadtführung von bekannten Leonberger Persönlichkeiten und damit verbundenen Bauwerken berichtet.
Nachdem Graf Ulrich I den Stauferkönig Konrad IV verraten und sich dem Papst zugewandt hatte, baute er 1248/49 zu seinem Schutz die gigantische  Festung und gründete damit die Stadt.
Herzog Ulrich ließ im 16. Jahrhundert nach den Bauernkriegen in Leonberg „das Beil fallen“ und bestrafte auf dem Marktplatz seine Kritiker.
Sibylla von Württemberg bezog 1609 ihren Witwensitz in Leonberg. Dort konnte sie sich ihren Wunsch nach Exotischem erfüllen. In ihrem Pomeranzengarten zog die mildtätige Herzogin Pflanzen und stellte daraus Medizin her, die sie ihrem Volk zukommen ließ.
Johannes Kepler verbrachte am Marktplatz seine Jugendzeit und seine Fähigkeiten wurden hier entdeckt. Aber auch der Ehekrieg der Eltern und die Hexenanklage gegen seine Mutter Katharina fanden hier statt.
Friedrich Schillers Mutter las noch vor der Veröffentlichung von „Maria Stuart“ das Werk in ihrem Lesezirkel.
Als im 19. Jahrhundert die Hunderasse „Leonberger“ gezüchtet und diese ein Statussymbol wurde, gelangte damit viel Geld in die Kassen der Bürger.
Weil das Gedächtnis der Stadt, das Rathaus und die Kirche beim großen Stadtbrand 1895 gerettet wurden, besitzt Leonberg eines der besten Archive von Württemberg. Einzigartig in der Kunstgeschichte sind in der Stadtkirche zwei Bilder mit einem lächelnden Jesus.    M.R.

Exkursion – Geschichtsverein besuchte mit der Villa Reitzenstein die Zentrale der Macht

Am 13. Juni 2019 besuchten 30 Mitglieder des Geschichtsvereins Besigheim die Villa Reitzenstein in Stuttgart, wo der Ministerpräsident unseres Landes residiert. Eine Mitarbeiterin des Referats Landesmarketing unterrichtete die Besigheimer bei Kaffee und Kuchen zunächst über die Geschichte der in den Jahren 1910 bis 1913 erbauten Villa. Bauherrin war Helene Freifrau von Reitzenstein, Stuttgarter Verlegerstochter und Witwe des württembergischen Oberhofmeisters Carl von Reitzenstein. In bester Halbhöhenlage lies sie sich auf dem zweieinhalb Hektar großen Grundstück ein herrschaftliches Gebäude errichten und mit den neuesten technischen Errungenschaften ausstatten. Während der Inflationszeit verkaufte sie das Anwesen im Jahr 1921 für 400 000 Goldmark, was einem Siebtel der Baukosten entsprach, an den württembergischen Staat. Die Villa war bereits in der Weimarer Zeit und während des Nationalsozialismus das politische Zentrum des Landes. Nach dem Krieg diente sie kurzzeitig als Offizierskasino der amerikanischen Streitkräfte und von 1945-1947 als Sitz des Ministerrats. Seit 1952 wird sie als Amtssitz des Ministerpräsidenten und Sitz des Staatsministeriums Baden-Württemberg genutzt.

Die Villa wurde im Zweiten Weltkrieg nicht beschädigt, so dass bei der Führung durch das Gebäude die original erhaltenen prächtigen Räume besichtigt werden konnten. Das Foyer hat ein flächendeckendes Fußbodenmosaik aus italienischem Marmor. Die mit Mahagoniholz gestaltete Bibliothek wurde früher als Amtszimmer genutzt und ist heute ein idealer Ort für „Kamingespräche“. Über das Eckzimmer mit einer Vertäfelung aus Palisanderholz und kunstvollen Perlmuttintarsien ging es in den Blauen Salon, dem früheren Musikzimmer der Freifrau von Reitzenstein, der heute für Arbeitsessen im kleineren Kreis genutzt wird. Im Gobelinsaal hängen drei großflächige kostbare flämische Gobelins mit Motiven aus vier Jahreszeiten. Letzter Raum der Führung war der Kabinettssaal, dem eigentlichen politischen Zentrum, wo sich die baden-württembergische Landesregierung zu ihren wöchentlichen Kabinettssitzungen trifft.

Ein besonderer Höhepunkt der Führung war die Anwesenheit des Vereinsmitglieds Matthias „Matt“ Kleinert. Kleinert fungierte unter Ministerpräsident Lothar Späth als Regierungssprecher und stieg nach der Wahl 1984 zum Staatssekretär im Staatsministerium auf. Es war eine wahre Freude, seinen Erzählungen und Anekdoten zu lauschen, wie seinerzeit in der Villa Reitzenstein Landespolitik gemacht wurde.


Bild: Die Exkursionsteilnehmer vor der Villa Reitzenstein

Jubiläum – 40 Jahre Geschichtsverein Besigheim

Am 11. Mai 2019 fand im großen Saal der Alten Kelter ein Festabend statt. 170 Gäste begannen den Abend bei einem Stehempfang. Dann begrüßte der 1. Vorsitzende Hans-Jürgen Groß mit seiner Eröffnungsrede viele Ehrengäste, Gründungsmitglieder und die zahlreich erschienen Mitglieder. In einem Abriss wurde die Geschichte des Vereins und Aktivitäten dargestellt. Zuletzt wurde dann ein vom Geschichtsverein erworbenes expressionistisches Porträtbild, gemalt von Alfred Kollmar der in Besigheim geboren wurde, an die Stadt übergeben.  Ein Grußwort von städtischer Seite wurde von Stadtrat A. Schober, in Vertretung des verhinderten Bürgermeisters, an die Gesellschaft gerichtet. Es folgte ein weiteres Grußwort von der Vorsitzenden des Verbands der württembergischen Geschichts- und Altertumsvereine. Zwischen den Programmpunkten spielte das Saxaphon-Ensemble der Musikschule mitreißende Stücke.

Nun folgte ein Vortrag von Festredner Prof. Dr. Peter Rückert. Das Thema war: Vor 500 Jahren – Herzog Ulrich von Württemberg. Für die Zuhörer wurde eine Zeitspanne beschrieben und mit projizierten Bildern und Skizzen belegt, in der Besigheim eine turbulente Zeit durchmachte und dabei mal zu Baden, dann letztlich zu Württemberg und zwischendurch auch mal zur Pfalz gehörte.

Vor Beginn des Bühnenstücks  „Buschwerk“ von Dein Theater Stuttgart, konnten sich die Gäste bei Häppchen und einem Getränk stärken.

Dem begeisterten Publikum wurde dann ein herzerfrischend komisch-melancholischer Streifzug durch Leben und die Werke von Wilhelm Busch in niedersächsischen Dialekt vorgestellt, was auch die eingefleischten Schwaben zu mehrfachem Zwischenbeifall hinriss.

Exkursion –  Der Geschichtsverein begibt sich auf Zeitreise

Zu einer geschichtsträchtigen Tagesexkursion sind nun 47 Mitglieder des Geschichtsvereins Besigheim in Ellwangen gewesen. Unter dem Thema „Den Fürstpröpsten auf der Spur“ ging es, begleitet von einer Stadtführerin, zurück ins Jahr 764, in dem der heilige Hariolf und sein Bruder Erlolf während der sogenannten Klosterzeit nahe dem heutigen Ellwangen die erste Benediktinerniederlassung im dortigen Raum gründeten.
Das Kloster gewann rasch an Bedeutung, war zeitweise von mehr als 100 Mönchen bewohnt und galt insbesondere im 10. Jahrhundert als sehr reich, erfuhren die Besigheimer Geschichtsvereinler. In seiner Blütezeit wuchs nicht nur das Kloster, sondern auch die bürgerliche Siedlung daneben zur Stadt Ellwangen. Die heute den Stadtkern prägende Basilika St. Vitus entstand in den Jahren 1182 bis 1233 und gilt als die bedeutendste romanische Gewölbebasilika Schwabens. Die Außenfassade ist weitgehend originale hochmittelalterliche Architektur, während der Kirchenraum in den Jahren 1661/62 tiefgreifend umgestaltet, barockisiert sowie im 18. Jahrhundert dem Zeitgeist entsprechend mit modernen Rokokoformen aufgehübscht wurde. Der gotische Kreuzgang aus dem Jahr 1470 und die angebaute evangelische Stadtkirche durften bei der Besichtigung nicht fehlen.
Weiter ging es zum Alamannenmuseum. Archäologische Originalfunde aus Süddeutschland bieten einen Überblick über fünf Jahrhunderte alamannischer Besiedlung vom 3. bis zum 8. Jahrhundert. Im Mittelpunkt steht das nahegelegene Lauchheim, wo bei Grabungen vor etwa 30 Jahren der größte alamannische Friedhof mit wertvollen Grabbeilagen sowie zugehörige Siedlungen entdeckt wurden. In der gegenwärtigen Sonderausstellung wurde den Besigheimern der Alamannenbegriff und dessen entscheidender Bedeutungswechsel zu irreführenden Verwendungen mit teilweise fatalen Auswirkungen in der jüngeren deutschen Geschichte erläutert. Sie erfuhren auch, dass man als Alamannen germanische Stämme bezeichnet, die sich nach dem Fall des Limes in den von den Römern verlassenen rechten Oberrheingebieten niederließen. Demgegenüber ist das Alemannische eine bis heute existierende lebendige Sprach- und Brauchtumskultur, die sich vor allem in Süddeutschland über Jahrhunderte hinweg entwickelt hat.
Zum Abschluss stand eine Besichtigung des fürstpröpstlichen Schlosses ob Ellwangen an. Um das Jahr 1200 zunächst als Burg erbaut und im 17. Jahrhundert zu einem Schloss umgebaut, residierten die ab dem Jahr 1460 ansässigen Fürstpröpste. Der Fürstpropst war geistlicher und weltlicher Herrscher mit eigenem Territorium, Regierung und Hofhaltung und hatte als unmittelbarer Reichsfürst auch politisches Gewicht in der Reichskirche. Nach der Säkularisierung 1802/03 residierte hier kurzzeitig der spätere König von Württemberg, Friedrich I. Das Schloss befindet sich heute im Besitz des Landes Baden-Württemberg. In den Prunkräumen und Appartements der Fürstpröpste ist das Schlossmuseum des Geschichts- und Altertumsvereins Ellwangen eingerichtet. Unter anderem besichtigten die Besigheimer Teile des Kirchenschatzes, eine Vielzahl von Porzellan der früheren Schrezheimer Fayence-Manufaktur und eine Puppenstubenausstellung.                           
Erwin Ruff


Bild: Die Teilnehmer beim Start der Führung vor der Basilika St. Vitus

Zum Thema „Alamannen“ gibt es in der MEDIATEK einige Bücher/Veröffentlichungen. Eine Übersicht finden sie im folgenden PDF-Dokument.    Mediathek-Alamannen

Um das aufgerufene Dokument nach Titeln / Autoren zu durchsuchen, können sie im Adobe-Reader die Tastenfunktion Strg + F drücken oder in der Menü-Zeile die kleine Lupe anklicken. Es erscheint dann ein Feld zur Eingabe des Suchbegriffes.

Mitglieder forschen – Martin Haußmann berichtet von seiner Forschung über Pfründ- und Pfarrhäuser in Besigheim

Der Stammtisch des GVBs findet einmal im Jahr statt. Im kleinen Kreis berichtet ein Vereinsmitglied von seinen Forschungen. Bis auf den letzten Platz gefüllt, konnte der Erste Vorsitzende Jürgen Groß am 30. Januar 2019 die Zuhörer dazu im Kramers Bauernschänke begrüßen. Hier war vor genau 40 Jahren der Geschichtsverein gegründet worden. Ehrenmitglied Martin Haußmann berichtet über die Pfründ- und Pfarrhäuser im mittelalterlichen Besigheim. Pfründe waren Geld- und Vermögenswerte, die den Unterhalt des Inhabers eines kirchlichen Amtes sichern. Die Pfründhäuser hatten immer auch Wirtschaftsgebäude. Die Stifter bzw. deren Erben blieben jedoch die Eigentümer der Pfründe. In den katholischen Kirchen gab es Altäre, die mit Diensten verbunden waren. Dazu sollte der Geistliche im Sinne des Stifters Gebete sprechen, Messen lesen und den Heiligen dessen Fürbitten nahe bringen. Ganze Adelsgeschlechter, z.B. die Badener, Hohenloher und Württemberger schufen Pfründe. In Reichsstädten vergaben auch Zünfte Pfründe. Nach der Reformation wurde das Pfründwesen aufgehoben und in Besigheim gab es nur noch zwei Geistliche. Das Kirchengut wurde aufgelöst und vom Landesherrn in die eigene Kirchengutsverwaltung überführt. Diese detaillierten Auflistungen ermöglicht heute die Forschung in diesem Bereich. Die ehemaligen Pfründhäuser wurden dann oft als Häuser für die Geistlichkeit benutzt. In der Pfarrgasse, Schulbrunnengasse, Amtsgerichtsgasse und Kirchstraße sind über die Jahrhunderte verschiedenste Pfründhäuser nachgewiesen worden. Seit dem 17. Jahrhundert waren die Diakone in der Pfarrgasse 20 untergebracht ehe das heutige „alte“ Pfarrhaus im 18. Jahrhundert (1774) in der Pfarrgasse 24 erbaut wurde.

Sommerfest 2018 – Der Geschichtsverein Besigheim auf Schloss Liebenstein

Es ist schon zu einer Tradition geworden, dass der GVB sein Sommerfest in einer Nachbargemeinde feiert. Frank Merkle M.A. war noch in der Woche zuvor auf der Suche nach weiteren Informationen gewesen. Jede neue Information bedeutet für den Historiker und Germanist Merkle, dass er seine Suche ausweiten kann. Seinen Gästen aus Besigheim vermittelte er bei zwei 90minütigen Führungen einen Eindruck davon, wer – wann – mit wem – in welchem Teil des Schlosses, der oberen oder unteren Burg – gelebt hat und wie die Verwandtschaft oder die Glaubenszugehörigkeit oder der Schwur auf einen Herrscher das jeweilige Verhalten geprägt hat.
Im 13. Jahrhundert gab es den Konflikt zwischen dem Stauferkaiser Friedrich II und seinem Sohn König Heinrich VII, der evtl. den Ausbau von Liebenstein als Reichsburg zwischen den Burgen des kaisertreuen Badener Markgrafen von Baden, Lauffen und Besigheim, vorantrieb. Friedrich II. lässt sogar seine Sohn Heinrich inhaftieren, begnadet ihn nicht und Heinrich stirbt im Gefängnis. Im 16. Jahrhundert gibt es mehrere Faktoren, die sich günstig auf die Entwicklung von Liebenstein ausgewirkt haben könnten. Die Verwandtschaft des Burgherren mit dem Erzbischof von Mainz und  Herzog Ulrichs Streit mit den Habsburgern und seinen daraus resultierenden Hoffnungen, dass er  aus dem Bauernkrieg Vorteile ziehen könnte.
Das Fazit für die Teilnehmer war, dass trotz allem, was man über Liebenstein zu wissen glaubte, jeder doch wieder zahlreiche neue Informationen erhalten hat. Zwischen den Führungen war Zeit für Kaffee und Kuchen und Abends für ein gemeinsames Essen eingeplant, so dass die neuen Erkenntnisse diskutiert werden konnten.

Bild: Die Teilnehmer im Schlosshof bei der Führung